Highlights Staffelwalzenmaschinen
Archimedes A Holzkasten
Beschr. siehe bei Archimedes.
Arithmomètre Payen
hergestellt von L. Payen, Paris, Frankreich
etwa 5.600 Stück produziert von 1820 bis 1915
6x7x12 Stellen; 46,5x18x10 cm; 6,4 kg (jeweils inkl. Kiste)
Seriennummer: 3102; Baujahr: 1897; Typ P3A
Erste serienmäßig hergestellte Rechenmaschine! Der erste Prototyp wurde 1820 von Charles Thomas entwickelt, weshalb Staffelwalzenmaschinen häufig auch Thomas-Maschinen genannt wurden.
Ab 1851 mit Kurbelantrieb und Wendegetriebe, dann auch Aufnahme der Serienproduktion, ab 1858 mit Umdrehungszählwerk und Löschvorrichtung, 1872 wurde das 1000. Exemplar produziert, ab 1878 Sicherungen gegen Überschleudern und an den Einstellschiebern, ab 1887 Fortführung der Produktion durch Louis Payen (ca. ab Seriennummer 2340).
Links: www.arithmometre.org
Literatur: "Die Thomas'sche Rechenmaschine" von Franz Reuleaux (1862); zugehörige Abb; Martin S.57ff.
Austria IV
hergestellt von Rechenmaschinenwerk "Austria" Herzstark & Co, Wien
produziert 1910/11
7x7x12 Stellen; 45,5x26x19 cm; 13,2 kg
Seriennummer: 1294; Baujahr 1910/11
Große Staffelwalzenmaschine in Pultform und mit automatischer Schlittenverschiebung (ausgelöst durch Betätigen des Hebels links vorne) per Federtrommel und Zugseil an der Rückseite der Maschine, dem so genannten Transporteur. Dessen Zugrichtung sowie die Rastschiene können für Multiplikation oder Division umgesteckt werden (s. Abb. 9: leicht angehobene Rastschiene). "Design follows function": Federtrommel und Zugseil sind offen sichtbar und nicht irgendwie verkleidet oder vesteckt - selbst der Kommaschieber vom Einstellwerk ist nicht schön oder filigran, aber erfüllt seine Funktion bestens.
Die Fa. Austria wurde 1906 von Samuel Herzstark gegründet, Vater vom Curta-Erfinder Curt Herzstark (s.u. Curta). Vor dem 1. WK eigene Entwicklungen und Fertigung:
Austria I im Holzkasten mit Zuglöschung von Gräber (ab 1906)
Autria II dito, mit Löscheinrichtung für Einstellwerk (ab 1907), später schräggestellt
Autria III im Gussgestell in Pultform (ab 1909)
Austria IV dito mit Transporteur (ab 1910)
Austria V dito mit bidirektionalem Transporteur und Stoppdivision, auch mit Tasten (ab 1911)
Ab Austria III auch Modell Zwilling mit Doppellineal
Nach dem 1. WK (ab 1923) bis Mitte 1930er dann Verwendung von Badenia/Peerless-Rechenmaschinen, die umgelabelt und teils mit Motor versehen wurden.
Lit.: "Kein Geschenk für den Führer" von Curt Herzstark, 2005
"Austria-Rechenmaschinen von Samuel Jacob Herzstark" von Anthes/Reese/Wochinz in HBw 101, Sept. 2015; in vSchack 1910/1914 angekündigt/gezeigt
Bunzel
Bunzel Arithmometer (3) im Holzkasten
Abb.+Beschreibung folgen
hergestellt von Hugo Bunzel, Wien
8x9x16 Stellen, SN 17xx
Variante 3 mit Löschung per Zughebel
Bunzel Delton No. 5 B
hergestellt von Bunzel-Delton-Werk Fabrik automatischer Schreib- und Rechenmaschinen, Wien
produziert von 1908-1915
9x9x16 Stellen; 59x19,5x15 cm; 10,7 kg
Seriennummer: 8256; Baujahr 1913/14 (eine der letzten von Bunzel montierten Maschinen)
Hugo Bunzel produzierte zuerst in Prag und Freiburg Füller-Federn (siehe letztes Bild und Lit.-Hinweis) und verkaufte ab ca. 1890 Burkhardt-Arithmometer unter seinem Namen. Ab etwa 1900 ließ er sich nur noch die Rechenwerke liefern und montierte sie in einer kleinen Werkstatt in Wien, ab 1905 bis 1915 verkaufte er die Maschinen unter dem Namen Bunzel-Delton, er entwickelte eine Zuglöschung (siehe 6. Photo), die von vielen anderen Produzenten in Lizenz übernommen wurde. Es wurden deutlich mehr Bunzel(-Delton)- als Burkhardt-Maschinen verkauft!
Mit praktischer Kombi-Zuglöschung für Resultat- und Umrehungszählwerk; Drehhebellöschung für Einstellwerk wurde ausgebaut.
Schöne Jugendstil-Schrift; bei dieser Maschine eigenartige Kombination aus Messing für den Eingabebereich und silbergrauem Hammerschlaglack auf Gehäuse (dieses wohl nicht im Originalzustand).
Links: ...
Literatur: "Bunzel und Burkhardt - Eine verschwiegene Zusammenarbeit über 25 lange Jahre" von Reese und Anthes; Martin S.210f, vSchack
Curta I
hergestellt von Contina, Vaduz, Lichtenstein
8x6x11 Stellen, 5,2x10,7 cm bzw. 6,0x11,8 cm (ohne/mit Dose),
245 g bzw. 347 g (ohne/mit Dose)
etwa 80.000 St. produziert von 1948-1970 (weitere 60.000 vom 11x8x15-stelligen Modell II, s.u.)
Seriennummer: 60960; Baujahr: 08.1965; Preis: 425 DM
komplett mit Kaufbeleg und Anleitungen
Die Curta ist die Spitze der Entwicklung der Staffelwalzentechnik: kompakt und zuverlässig, eine vollwertige 4-Spezies-Rechenmaschine. Die Einstellschieber sind zylindrisch um eine einzige
zentrale Staffelwalze angeordnet. Sie wird sehr häufig auf Ebay etc. angeboten, dennoch hohe Preise.
Siehe auch Fotos meines Curta-Schaumodells im Demokoffer.
Die Planungsarbeiten an der CURTA begann Curt Herzstark, der im väterlichen Betrieb bei der Produktion und Weiterentwicklung der AUSTRIA Rechenmaschinen mitwirkte, 1935 und vollendete sie im KZ Buchenwald. Nach dem Krieg konnte er Fürst Franz Josef II. von Liechtenstein von der Leistungsfähigkeit der CURTA überzeugen und als Investor gewinnen. 1948 begann die Serienproduktion in Liechtenstein.
Links: www.curta.li (unter anderem mit jeder Menge Bedienungs- und Montage-Anleitungen); www.curta.de; www.rechenfreund.de; www.curta.org (engl.).
Youtube-Videos: "Demonstration der 4 Grundrechenarten an einer Curta II" (12 min.), "How the Curta works" (13 min.) und "Die Curta Montage" (32 min.). Wie man sich per 3D-Druck selber eine Kunststoff-Curta bauen kann, kann man auch auf Youtube sehen.
Literatur: "Curta, Carena & Co." von H. Nipp, 2017 (sehr ausführlich zur Firmengeschichte); "Neue konstruktive Wege im Rechenmaschinenbau" von Prof. Karl Holecek; "Kein Geschenk für den Führer - Schicksal eines begnadeten Erfinders" von Curt Herzstark; Beiträge in HNF-Blog (30.12.2016), Der SPIEGEL und DER STANDARD.
Curta II
hergestellt von Contina, Vaduz, Lichtenstein
11x8x15 Stellen, 6,3x10,9 cm bzw. 8,0x12,3 cm (ohne/mit Dose),
370 g (ohne Dose)
etwa 60.000 St. produziert von 1953-1971
Seriennummer: 556705; Baujahr: 04.1970; Preis: x DM
Aus der letzten Serie im Kunststoff-Kanister; vertrieben in F durch INNOVA inkl. frz. Anleitungs-Faltblatt.
Weitere Infos s.o. bei Curta I.
Größenvergleich Curta I - II:
auch wenn die Curta II immer noch extrem kompakt und leicht für eine vollwertige 4-Spezies-Rechenmaschine ist, wirkt sie neben der Curta I doch deutlich größer. Ihre Grundfläche ist fast die Hälfte größer und sie ist etwa die Hälfte schwerer.
MADAS
H.W. Egli stellte neben seiner berühmten Direkt-Multiplikations-Maschine Millionär mit Multiplikationskörpern ab 1912 (Patente 1912/13 eingereicht) auch MADAS genannte Staffelwalzenmaschinen her. Der Name MADAS ist Programm: Multiplikation, automatische Division, Addition, Subtraktion. Besonderheiten sind zum einen die automatische Division, bei der man nur Dividend und Divisor einstellen und bis zum Glockenton kurbeln muss. Selbst der Schlittentransport erfolgt automatisch. Zum anderen braucht man zum Löschen von Resultat- und Umdrehungswerk oder Verschieben des Schlittens den Schlitten nicht anzuheben. Beste, schwere Schweizer Qualität mit hohem Anwendungskomfort.
Ab ca. 1912 bis um 1930 wurden Schiebermodelle, ab 1922 bis Ende der 1930er Tastenmodelle in jeweils den 5 Varianten 7x7x12, 9x7x12, 9x9x16, 11x9x16, 11x7x16 (engl. Währung) mit oder ohne Motor hergestellt. Ab 1931 folgten dann die kleinen Modelle der Serie Portable, ab 1935 die L Modelle.
Links: www.madas.ch; Rechnerlexikon; "MADAS-Rechenautomaten aus der Schweiz 1913-1968" von Martin Reese, 2010
Literatur: Martin S.208ff+427ff
MADAS VII "Max"
hergestellt von MADAS H.W. Egli AG, Zürich, Schweiz
7x7x12 Stellen; 49x20x16,5 cm (ohne Deckel); x kg
produziert ab 1912 bis um 1930
Seriennummer 3997; Baujahr ca. 1917
(Start der MADAS Seriennummern etwa bei 3500, parallele Nummerierung mit der Millionär)
MADAS IX T "Malaga"
hergestellt von MADAS H.W. Egli AG, Zürich, Schweiz
9x9x16 Stellen; 50x20x17 cm (inkl. Deckel); 14,2 kg
produziert ab 1922 bis um 1930
Seriennummer 7442; Baujahr ca. 1923; Preis (1924): 500 US$
Saxonia Ser.4 - Drehhebel-Eingabe
Größe I, Modell "Fortuna"
hergestellt von den Vereinigten Glashütter Rechenmaschinen-Fabriken, Tachometer und Feinmechanische Werke, Glashütte in Sachsen (gegründet 1920 per Verschmelzung der Rechenmaschinenfabrik Arthur Burkhardt - erste dt. Rechenmaschinenfabrikation ab 1878 - mit der Glashütter Rechenmaschinenfabrik Saxonia, welche 1895 als Rechenmaschinenwerkstatt Saxonia gegründet wurde)
8x7x12 Stelle; 44,5x17,3x13 cm; x kg
produziert ca. 1910 bis 1922
Seriennummer 12094; Baujahr um 1920
Modellbezeichnung "Fortuna" Größe I gemäß Liste 5 der Vereinigten Glashütter Rechenmaschinen-Fabriken von ca. 1924, dort als "nicht mehr lieferbar!" und mit 13 Stellen im Resultatwerk angegeben (siehe letzte Abb. und unten Hinweis zum Eintrag in Martin).
Nachdem Saxonia bis 1910 klassische Staffelwalzen-Maschinen mit Schiebereinstellung in Holzkästen hergestellt hatte, folgte 1910 die Serie 4 mit Drehhebeleinstellung (Patente DE217048 von 1908 und AT42245 von 1910). Vorteil: staubdichtes Einstellwerk ohne Schlitze. Diese Maschinen gab es außer auf Gussgestell auch im klassischen Holzkasten und im Holzkasten mit Rollladen-Deckel (letztere bei Sammlern sehr gesucht).
Ab 1919 stellte Saxonia Maschinen mit Volltastatur her.
Auch nach der Verschmelzung beider Fabriken wurden weiter vers. Modellserien hergestellt; die Maschinen der jeweiligen Serie wurden mit dem alten Firmennamen beschriftet, hier also Glashütter Rechenmaschinenfabrik Saxonia.
Links: Saxonia Ser.4
Literatur: Martin S.133ff (Abb.98; bei der Tabelle darunter muss es heißen, "dieses Modell wurde auch in den folgenden 4 Größen geliefert", denn abgebildet ist ein 8x7x12-Modell, wie das hier gezeigte); IllOrgaHB S.228f;
"Tab. 2 - umfangreiche Saxonia-Übersicht" im Beitrag "Die Geschichte einer geheimnisvollen Rechenmaschine aus Glashütte: Strasser&Rohde" von Reese u. Anthes, HBw 128, Juli 2022
XxX Tasten
hergestellt von Seidel und Naumann, Dresden, ab 1919 von Presto Bureaumaschinen-Gesellschaft, Dresden
produziert von 1906 bis ca. 1930
9x8x13 Stellen, 55,5x34,5x22 cm (ohne Bodenbrett/Haube), 27 kg (!)
Seriennummer: 2097, Baujahr: Ende der 1920er.
Die erste Staffelwalzenmaschine mit Tastatureingabe und zur Nutzung sowohl als Addier- als auch als Multiplikations-Maschine. Gab es auch mit Druckwerk.
XxX-Maschinen sind mit die ersten und schönsten Rechenmaschinen, die nicht nur nach funktionalen Aspekten konstruiert wurde: gehalten in Chrom+Schwarz, spezielle Schriftart.
Die schwerste und größte Staffelwalzenmaschine in meiner Sammlung. Recht selten. XxX steht für "X mal X".
Rechtes Bild: Die Kurbel dient wie üblich zum Multiplizieren, der große Hebel zum Addieren, wobei dann nach dem Hebelzug automatisch die auf der Tastatur eingestellten Werte gelöscht werden.
Links: www.mechrech.info
Literatur: IllOrgaHB S.291; Martin S.175ff;
Die Tasten-Rechenmaschine XxX, Dr. Grünert, 1913