Griffeladdierer
Relativ kompakte, bzgl. Design an Kassen erinnernde, meist Stellrad- oder Zahnsegmentaddierer mit Ziffernrollen-Rechenwerk oder Zählrollen-Rechner. Die Eingabe erfolgt per Griffel/Stift.
Übersichtsbeitrag: "Von Fossa-Mancini bis Triumphator KA - Die Technik mechanischer Kleinrechenmaschinen mit Ziffernrollen-Rechenwerken und Mehrfach-Zählrollen" von Peter Haertel, 2015
AddiPresto und Verwandte
Die hier gezeigten sechs Addiermaschinen haben Mehrfach-Zählrollen (jede 4 mal von 0 bis 9 beschriftet) mit Zehner-Übertragskurven, wie sie bereits 1899 im Patent GB189904489 An Improved Adding Apparatus von Carlo Fossa-Mancini beschrieben wurden. Sergio Lanza, der die Modelle Addipresto bzw. Addimat produzierte, erhielt 1956 das Patent IT554094 Macchina addizionatrice con nottolino a molla per la trasmissione della decina fra ruote totalizzatici.
Es gibt die Hauptvarianten im Metallgehäuse (siehe 1.+2.), Metallgehäuse mit Kunststoffseiten (siehe 3.+4.) und im Kunststoffgehäuse (siehe 5.+6., beworben 1960er/70er), mit fast identischem Innenleben (siehe Fotos unter 6. und Rechnerlexikon). Sie gab es auch noch mit weiteren Bezeichnungen wie Addietta, Addimat, Bentley Handy Calculator oder Stellar Add-a-matic.
AddiPresto gab es im Metall-, im Kunststoffgehäuse (dieses auch in Pfund-Sterling-Ausführung) und im Metallgehäuse mit Kunststoffseiten.
Literatur: Martin S.136f
Links: "Von Fossa-Mancini bis Triumphator KA" (Haertel, 2015)
Infos mit Werbeanzeigen, Innenleben und Video zu Addimat und Schnellrechner von Jaap Scherphuis
1. AddiPresto Adding Machine
hergestellt von Brevetti LANZA, Savona, Italien (made in Italy)
produziert wohl 1950er/60er
7x7 Stellen; 12,7x12,7x9,7 cm; 780 g
1962: US$ 12,95; 1971: £ 4-10 (Kunststoffgehäuse)
Mit rechts oder links einsteckbarem Bedienstift. Die rechten Kunststoff-Zählrollen zeigen deutliche Abnutzungsspuren.
Das italienische Wort Brevetti bedeutet Patente.
2. Archer Plus-o-matic
hergestellt von ?, Japan
produziert wohl 1950er/60er
7x7 Stellen; 12,7x12,7x9,7 cm; 800 g
Mit rechts oder links einsteckbarem Bedienstift (anders als im Rechnerlexikon beschrieben). Fast neuwertig.
Bis auf Farbe und Beschriftung identisch zur AddiPresto Adding Machine (selbst der Stift), aber geringfügig schwerer, 2 zusätzliche Bohrungen im Boden und 2 der Querstangen sind gesteckt und nicht geschraubt.
3. Desk add-a-matic
hergestellt für Chadwick von CMI Inc., Japan
produziert 1960er?
7x7 Stellen; 13x13x9,5 cm; 750 g
Gehäuse aus Blech, Seitenwände und Eingaberäder aus Plastik. Löschhebel (schwarzer Knopf oben). Unterscheidet sich optisch bzw. bzgl. Gehäuse am meisten von den anderen hier dargestellten Zählrollen-Addierern à la AddiPresto.
4. Hiltra Addomatic
hergestellt von HTTC(?), Japan
produziert wohl 1960er
7x7 Stellen; 12,7x12,2x9,7 cm; 579 g (mit Papierrolle)
Gehäuse aus Blech, Seitenwände und Eingaberäder aus Plastik. Weitgehend identisch zum Desk add-a-matic, aber deutlich leichter und zusätzlich mittig
angebrachte Papierrrolle für Notizen (kein Druckwerk!).
Der wohl seltenste Vertreter der AddiPresto-Verwandten.
5. Schnellrechner
hergestellt für Swift Business Machines Corp. in Hongkong
produziert wohl 1960er/70er
7x7 Stellen; 14x13,5x9,5 cm; 450 g ohne, 526 g mit OVP
In OVP, mit Griffel, Haube (noch eingeschweißt) und Anleitung.
"Made in Hong Kong No.163"
Baugleiches, in Hongkong produziertes Modell ist der Swift Handy Calculator (s.u., selbst der Pappkarton ist bei beiden fast identisch; auch als Bentley Handy Calculator vertrieben).
6. "Swift" Handy Calculator
hergestellt von Swift Business Machines Corp. in Hongkong
produziert wohl 1960er/70er
7x7 Stellen; 14x13,5x9,5 cm; 453 g
"Made in Hong Kong No.163"
Lipsiaddi
Zahnsegmentaddierer mit Ziffernrollen-Rechenwerk
hergestellt von Lipsia, Leipzig
produziert von 1927 bis ca. 1930
6x6 Stellen; 10x10x10 cm; 1,02 kg
Seriennummer: k.A.
Preis 1927: 55 Mark
Die Lipsiaddi war die erste Addiermaschine der Fa. Lipsia, die ansonsten Sprossenradmaschinen produzierte. Sie ist im Vgl. zu anderen Griffel-, Hebel- oder Hand-Addiermaschinen sehr kompakt. Meine Maschine ist optisch stark in Mitleidenschaft gezogen worden (Flugrost und auf der Rückseite abblätternder Lack). Die Lipsiaddi war kein kommerzieller Erfolg und ist heute sehr selten.
Nachfolgemodell war die stark verbesserte ADDI 7 und ADDI 9 (Hebeladdierer), die mit über 30.000 Stück sehr erfolgreich war.
Literatur: Martin S.427, Reese S.60ff, Schranz S.101
Metro (wie Precise)
hergestellt von Metrograph Corp., Chicago, Ill., USA
produziert in den 1940ern (Patent 1942 eingereicht)
7x7 Stellen (rechnet bis 99.999,99 US$); 15x17x12,5 cm; 2,1 kg
Seriennummer: 2034; Preis (Precise 1948): 19,95/21,95 US$
Bezeichnet mit Model 50. Mit Stift in zentraler Halterung. Sehr robuste Ausführung, deshalb auch life time guaranty.
Der Metro Addierer ist nahezu identisch zur Precise Adding Machine (es wird auch dieselbe Pat.Nr. US2402549 angegeben), aber deutlich seltener anzutreffen. Unterschiede neben der Bezeichnung und Herstellerangabe (beide in Chicago 18 ansässig) sind der Tragegriff und das zylindrische Lupenglas vor der Anzeige. Offenbar mit den selben Maschinen gefertigt. Wer war wessen Nachfolger? Oder war es einfach ein anderes Modell?
Minerva A9
Zahnscheibenaddierer mit Ziffernrollen-Rechenwerk
hergestellt von Maschinen- und Werkzeugfabrik Paul Brüning, Berlin
produziert von 1927 bis 1969
9x9 Stellen; 12x15x10 cm; 1,25 kg; Preis 1932: 58 RM
Baujahr: Nov. 1931*; Modell der 1. Generation (1927-35) Typ b
Stellrad-Addiermaschine ohne Subtraktionsmechanik und ohne Eingabekontrollwerk
Diese Addiermaschinen wurden nur in den ersten Produktionsjahren Minerva genannt, ab Anfang der 1930er hießen sie Resulta (im Ausland auch Tower und Addical), dann meist mit Subtraktion. Sehr erfolgreich; (lizenzierte) Nachbauten hießen Komet, Multiplex, Rapida 8 und Rentrix A (s.u.).
Links: http://bluemich.net/rechner/rmresulta.htm (sehr viele Details zu Firma, Technik und Entwicklung)
*eingeritzt in Bodenblech ist "1131" für hergestellt im Nov. 1931 und "539K" für überholt im Mai 1939. Außerdem eingestanzt SN85523.
Rapida 8
Bilder und Beschr. folgen
Rentrix A
Zahnscheibenaddierer mit Ziffernrollen-Rechenwerk
hergestellt von/für Knud Engsig, Aalborg, Dänemark
produziert um 1950 (1947-1952)
7x7 Stellen; 9,7x15,2x11 cm; 1,54 kg
Seriennummer 1204
mit Subtraktionsmechanik und mit Eingabekontrollwerk
Diese extrem seltene Addiermaschine basiert auf der Resulta BS7. Das Innenleben und die Kurbel/Hebel sind identisch zur 2. Resulta-Generation, die in den 1930/40ern gefertigt wurde. Gehäuse, Ziffernblech und Lackierung sind dagegen deutlich verschieden, massiver und schwerer. Vergleiche mit Minerva und den Verweisen auf Nachbauten (s.o.) und mit Resulta (s.u.).
Der Buch- und Bürowarenhändler Knud Engsig (geb. 12.11.1892, gestorben 19.06.1961) ließ sich im Dez. 1947 in Dänemark die Markenrechte für eine Rechenmaschine Rentrix eintragen. Entweder wurde die Rentrix A von ihm in Lizenz gefertigt oder es wurden original Resulta-Rechenwerke in neu gefertigte Gehäuse eingebaut - zu einer Zeit, als bei Paul Brüning kriegsfolgenbedingt die Produktion noch ruhte.
Im Telefonbuch von Silkeborg og Opland ist Knud Engsig ab 1949 auch als Spezialwerkstatt für Büromaschinen und Händler von Rechen- und Schreibmaschinen eingetragen. Als Rechenmaschinen-Marken werden angegeben - jeweils in dieser Reihenfolge - 1949-52 Rentrex (mit e statt i !), Addo und Odhner, 1953+54 Resulta (ein weiteres Indiz für die geschäftlichen Beziehungen), Bixi, Addo und Multo, 1955 Resulta, Bixi, Addo, Odhner und Rheinmetall, ab 1956 keine Marken mehr; vor 1948 nur Eintrag Knut Engsig mit Stichwort Kontormaskiner.
Im Kraks Vejviser Provinsregister war Knut Engsig 1940 mit "Buchhandel, Schreibmaschinen, Rechenmaschinen, Schreibmaschinenreparatur, Buchhaltungssysteme" eingetragen, 1934 dagegen nur mit "Buchhandel, Schreibmaschinen".
Fragen:
Wenn es eine Rentrix A gab, gab es auch eine Rentrix B?
Knud Engsig hatte Ende 1947 ebenfalls den Markennamen Multika für eine Rechenmaschine eingetragen. Gibt es einen solchen Rechner?
Resulta 7
Zahnscheibenaddierer mit Ziffernrollen-Rechenwerk
hergestellt von Maschinen- und Werkzeugfabrik Paul Brüning, Berlin
produziert von 1927 bis 1969, dieser Typ 1959 bis 1968
7x7 Stellen; 9,2x14,7x11,2 cm; 1,39 kg; Preis 1956: 96 DM
Baujahr: Okt. 1959 (in Bodenblech eingeritzt "1059 O")
mit Subtraktionsmechanik und mit Eingabekontrollwerk. Letzte Resulta-Variante mit Löschhebel statt -kurbel und mit Kurzanleitung auf Bodenlochblech (hier leider durchlöchert) in Kunststoffrahmen.
Weiteres siehe oben Minerva und Rentrix.
Links: http://bluemich.net/rechner/rmresulta.htm (sehr viele Details zu Firma, Technik und Entwicklung)