Scheibenaddierer von Ugrich und Hauff sowie von Adal/Adall
Scheibenförmige Addierer in besonderer Bauform, Scheiben-Kolonnen-addierer u/o mit speziellem Zehnerübertrag - dem Sammler oft lieb und teuer. In der Regel zum Einsatz als Kolonnenaddierer angeboten (1-ziffrige Eingabe zur Addition von 1-9 oder 2-ziffrige bzw. 2-stellige Eingabe für Zahlen bis 99).
Gezeigt werden hier - als Unter-Rubrik zu den Scheibenaddierern Spezial - nur die Rechner von Ugrich und Hauff sowie von der The Adal bzw. Adall Co. (chronologisch sortiert), die alle auf Ugrichs durch Gebrauchsmuster geschützte Konstruktionen bzw. Weiterentwicklungen zurückgehen:
L'Infaillibale, Adal Calculator, Maxima, Optima und Duplo.
Eine Übersichtstabelle über alle verschiedenen Varianten, soweit bekannt, siehe ganz unten.
Die üblichen Scheibenaddierer mit mehr als zwei Scheiben nebeneinander und automatischem Zehnerübertrag siehe unter Scheibenaddierer Metall und Scheibenaddierer Kunststoff.
In Historische Bürowelt Nrn. 117+118 (Sept. und Dez. 2019) ist zu den Rechnern von Ugrich und Hauff sowie zum Adal/Adall mein Beitrag "Ugrich und die Scheibenkolonnen-Addierer" erschienen.
Die hier per Download verfügbare aktualisierte und deutlich ausführ-lichere Version (36 Seiten; Stand: Feb. 2021) bildete für diesen zweiteiligen Beitrag die Basis. Sie enthält eine ganze Reihe weiterer Zusatzinfos und Neben-aspekte, z.B. zu weiteren Einscheiben-Addierern. Bei neuen Erkenntnissen wird der Beitrag gelegentlich aktualisiert.
Auch zum sehr seltenen, auf den Ugrich/Adall-Rechnern basierenden Scheibenaddierer RSB Universal (siehe ganz unten vor der Tab.), seinem Erfinder Rudolf
Schade und dessen Schnell-Schreibmaschine ist in der HBw Nr. 126 (Dez. 2021) mein Beitrag "Rudolf Schade - seine Schnell-Schreib-maschine und seine Rechenmaschine RSB
Universal" erschienen.
Die hier ebenfalls per
Download verfügbare deutlich ausführlichere Version (12 Seiten; Stand: Nov. 2021) bildete für diesen Beitrag die Basis. Sie enthält eine
ganze Reihe weiterer Zusatzinfos und Neben-aspekte. Bei neuen Erkenntnissen wird auch dieser Beitrag gelegentlich aktualisiert.
Link: Online-Simulation der Union (ähnlich Adal) unter http://neo4j.clesius.it/Union.html (leider nicht mehr aktiv)
l'Infaillible (in D: Revisor)
hergestellt von Jevrem Ugritschitsch, Berlin
vertrieben von The Zéphyr Co., Paris
produziert 1902/03, vertrieben bis ca. 1904
rechnet bis 999; 17,4 cm Durchmesser, 0,7 cm dick; 175 gr.
Preis (1903): 9,50 Fr.
Kolonnenaddierer aus vernickeltem Metall, bei dem 1-stellige Zahlen direkt addiert werden können. Handhabung siehe Abb. 6: den Daumen auf der Unterseite durch den Ring stecken, die 4 Finger in die Kuhlen. Dann mit Stift eine Zahl 1-9 addieren, eben wie beim Kolonnen Addieren.
Mit "Hunderterübertrag" per Marker auf Spiralbahn: der sich im Schlitz mit den Hunderterziffern befindliche Marker bewegt sich beim Hunderter-übertrag um eine Stelle auf der Spiralbahn weiter (siehe Abb. 2 mit Ergebnis 0 und Abb. 3 mit Ergebnis 199). Genial und simpel.
Dieser von J. Ugritschitsch 1902/03 in Berlin gebaute Rechner wurde in D als Revisor verkauft; Ugritschitsch ließ 1904 seinen Namen in Ugrich ändern. Folgemodelle ebenfalls mit Spiralbahn sind Ugrich Autorechner, Hauff Union sowie der Adal Calculator (s.u.), dort aber jeweils Eingabe von Zahlen bis 99 möglich.
Die Fa. Zéphyr hat ansonsten seinerzeit Ventilatoren hergestellt und um 1906 auch den Tastenkollennenaddierer GAB-KA angeboten. L'Infaillible heißt auf dt. Die Unfehlbare.
Adal Calculator
hergestellt von The Adal Co., Birmingham, GB
Adal ist gebildet aus den Anfangsbuchstaben der Namen der Firmeninhaber Armand Dreyfus und Alfred Levy
produziert von 1907 bis um 1912(letzte bekannte Werbung)/1916(?)
Patente siehe am Ende dieses Eintrags
2x4 Stellen (rechnet bis 1199); 19,5 cm Durchmesser, 5 mm dick; 117 gr.
mit Box 20x20x3 cm; 375 gr.
Variante 1 (1. Zeile, Abb. 1-5): rotes Gehäuse, blauer Samt [verkauft]
Variante 2 (2. Zeile, Abb. 7-10): grün-graues Gehäuse, grüner Samt
2er-Kolonnenaddierer aus Aluminium, bei dem 2-stellige Zahlen direkt addiert werden können. Mit Hunderterübertragung per gleitendem Marker auf Spiralbahn: der sich im Schlitz mit den Hunderterziffern befindliche Marker bewegt sich beim Hunderterübertrag stetig gleitend um eine Stelle auf der Spiralbahn weiter (Marker fehlt, wie bei den meisten Expl.). Genial und simpel.
Auch in den Schreibweisen Adall (ab Ende 1907)/Addall Calculator (USA).
Von J. Ugrich, Berlin-Charlottenburg, wurde ein solcher Rechner als Nachfolgemodell des Revisor (s.o.) bereits 1904 als Rechenmedium und
Rechenmaschine und 1905 als Autorechner auf den Markt gebracht (DRGM 257259 von 06.1905). Ab 1906 auch von Dr. Albert Hauff, Berlin-Halensee, als Rechenmaschine UNION vertrieben (siehe Werbung in Bild 6 aus 1907; Preis:
9 M).
Ab 1908/09 dann anderer Hunderterübertrag per Zahn und Zahnrad (DRGM 341153 von 05.1908), zuerst bei der Medika Übertrag per 4-zahnigem Schaltrad, ab 1909 bei der Maxima (s.u.) mit einem 10er-Zahnrad (rechnet bis 1.000), ab 1910 als Basis oder Optima (s.u.) mit 2 10er-Zahnrädern (rechnet bis 10.000).
1911 bot Ugrich die 4 Varianten Triplo (3 Rechenscheiben in einem Klappgehäuse), Duplo (2 Rechenscheiben, s.u. bei Hauff Duplo), Basis (wie Optima, 1 Rechenscheibe mit 2 Zahnrädern) und Maxima (1 Zahnrad) an für 30, 20, 12 bzw. 7 Mark. Sie wurden bis mind. 1911 von Ugrich, bis mind./ca. 1921 von Dr. Hauff beworben.
Sehr ähnlich zum Union/Adal und ebenfalls mit Spiralbahn waren die Vorgänger L'Infaillible (vertrieben von der Fa. The Zéphyr aus Paris) sowie der Revisor (beide hergestellt von J. Ugritschitsch), die etwas anders ausgeführt waren und 1902-04 produziert/vertrieben wurde (s.o.).
Ugritschitsch hat sich bereits 1897 eine Additions- und Multiplikations-maschine mit einer Reihe sich zum Theil überdeckender, mit entsprechenden Ausschnitten versehenen Zahlenscheiben patentieren lassen, wohl aber nicht realisiert (Patent DE99644).
In der Anleitung zum Autorechner heißt es: Die Leistungsfähigkeit der Maschine ist unbeschränkt. Die Schnelligkeit jedoch hängt von der Übung ab.
Auszug aus der Anweisung, in der alle 4 Hauptrechenarten beschrieben werden: Beim Gebrauch wird die Maschine in der Hand gehalten, und zwar steckt man den Daumen der linken Hand in den unterhalb der Maschine befindlichen Ring; die übrigen Finger legt man gegen die Scheibe von unten.
Es gibt Patente von Dreyfus und und Levy aus Birmingham von 1907/1909 zu genau diesem Adal Spiralrechner und weitgehend identisch zu den älteren Autorechner und Union von Ugrich bzw. Hauff, einschließlich Daumenring auf der Rückseite: GB190705779 (eingereicht 03.1907, erteilt 10.1907), US920840 (eingereicht 10.1908, erteilt 05.1909) und CA116958 (eingereicht 10.1908, veröffentlicht 03.1909). Sie betonen in diesen Patenten, dass sich die Innovation besonderes auf den spiralförmigen Hunderterübertrag bezieht, der bereits Jahre zuvor in den Rechnern von Ugrich/Hauff realisiert worden war (DRGM s.o.). War das der Grund für die technische Änderung bei Ugrich und die neuen Modelle Medika, Maxima und dann Optima?
Darüber hinaus haben die beiden Briten noch Patente erhalten zu einem ähnlichen Scheibenrechner mit identischer Bedienung/Eingabe mit dem Übertrag der Medika (s.o.): US932255 (eingereicht 11.1908, erteilt 08.1909) und GB190900621 (eingereicht 01.1909, erteilt 03.1909; dort auch 2er-Kombination gezeigt).
Hauff Maxima II
hergestellt von J. Ugrich, Berlin; vertrieben von Dr. Albert Hauff, Berlin
produziert/beworben 1909 bis 1911
2x3 Stellen (rechnet bis 999); 20 cm Durchmesser, 1 cm dick; 200 gr.
2er-Kolonnenaddierer aus Aluminium, bei dem 2-stellige Zahlen direkt addiert werden können. "Hunderterübertragung" per kleinem Stift zw. der Ziffer 99 und 0 auf ein kleines Zahnrad (Abb. 3).
In OVP mit frz. Original-Prospekt (Abb. 5) und Anleitung (darin die letzte Abb.).
Sowohl von Ugrich als auch von Hauff als Maxima 1909-1911 beworben. Die Maxima gab es auch noch mit Spiralbahn, wobei diese wg. des neuen Zahnrad-Übertrags ungenutzt blieb (offenbar Restteile; s. Abb. 6).
Hauff Optima II
hergestellt von J. Ugrich, Berlin; vertrieben von Dr. Albert Hauff, Berlin
produziert 1910 bis mind. 1921
2x4 Stellen (rechnet bis 9999); 20 cm Durchmesser, 1 cm dick; 220 gr.
2er-Kolonnenaddierer aus Aluminium, bei dem 2-stellige Zahlen direkt addiert werden können. "Hunderterübertragung" per kleinem Stift zw. der Ziffer 99 und 0 auf ein kleines Zahnrad. Von dort per Hebel Tausenderübertrag auf 2. kleines Zahnrad. Noch 1921 von Dr. Hauff für 200 Mark als handlichste Rechenmaschine der Welt angeboten.
Optisch sehr ähnlich und in den Baumaßen fast identisch, aber deutlich leichter ist der Adal Calculator (s.o.), der auf den Hauff UNION bzw. Ugrich Autorechner zurückgeht. Diese alle mit Hunderterübertragung per gleitendem Marker auf Spiralbahn. Details s.o bei Adal Calculator.
Lit.: Brauner/Vogt S.266
Hauff Optima II (Schweden)
sehr ähnlich zu Optima II; siehe Beschreibung dort
Hier aber Grundplatte noch mit Spiralbahn (ohne Funktion; siehe auch Hinweis bei Maxima); eventuell frühere Version mit Restteilen der Union.
220 gr. (ohne Box); 20 cm Durchmesser; Box 22,6x22,6x3,0 cm
In mit blauem Stoff ausgeschlagener Box mit schwedischem Faltblatt mit Anleitung und Zeugnissen (Abb. 7+8) sowie deutscher Kurzanleitung (Abb. 9+10). Ob der beiliegende Eingabestift Original ist, weiß ich nicht - er funktioniert aber bestens.
Hauff Optima III
ähnlich zu Optima II; siehe Beschreibung dort
produziert Mitte 1910er
einfachere Ausführung als Optima I aus dünnem Blech; nur 105 gr. (evtl. Kriegsausführung wegen Materialbeschränkungen)
Mit geprägter Anzeige zur Drehrichtung für + und * bzw. - und :
Übertrag geht in beide Richtungen. Etwas andere Haltegriffe auf Rückseite.
In OVP (Karton).
Hauff Duplo
hergestellt von J. Ugrich, Berlin; vertrieben von Dr. Albert Hauff, Berlin
produziert Anfang 1910er bis evtl. um 1920(?)
2 mechanisch nicht gekoppelte Rechenscheiben mit je 2x4 Stellen (rechnet je bis 10.000 bzw. zusammen bis 1 Mio.); je 20 cm Durchmesser, 1 cm dick; je 203 gr.; 1,1 kg komplett mit Holz-Klappgehäuse.
Im Holzgehäuse befindet sich ein Loch für den Eingabestift (dieser fehlt hier).
Den Rechner gab es auch als 3er-Kombination Triplo und einzeln als Basis oder Optima (s.o.). Vgl. auch die Funke-Kombinationen.
Weitere Infos siehe bei Hauff Optima und bei Adal Calculator.
RSB Universal (Adall-Calculator II)
[Abb. und Anleitungs-Scan mit freundlicher Genehmigung des Besitzers;
hier erste Recherche-Ergebnisse - das Rätsel um die Abk. RSB und die Herkunft des Rechners ist gelöst - weiteres demnächst in einem HBw-Beitrag "Rudolf Schade - seine
Schnell-Schreibmaschine und seine Rechenmaschine RSB Universal"]
hergestellt und entworfen von Rudolf Schade, Berlin (Abk.: RSB)
produziert ca. 1908-1912 (gemäß Werbeanzeigen)
DRGM 325383 "Rechenmaschine, gekennzeichnet durch eine vertiefte und geteilte Scheibe, in welcher sich eine zweite mit Spirale versehene und am rande gezahnte und geteilte Scheibe dreht" von
11.1907 (entspricht dem o.g. Adal/Adall Calculator) und DRGM 338216 "Rechenmaschine mit einer drehbaren und einer festen Scheibe" von 04.1908 (passt zum RSB Universal), beide
von Rudolf Schade, beide auf der Anleitung aufgeführt
(s. Abb. 12).
In einer Box von Adall Calculator (s.o.) untergebracht und auf der Anleitung auch Adall-Calculator II bezeichnet.
Bei dieser sehr seltenen Rechenmaschine 'Universal' von Rudolf Schade handelt es sich um eine Kombination aus einem Scheibenkolonnenaddierer von Ugrich (der Hauff Maxima mit einem Zahnrad am ähnlichsten; s.o.) und einer logarithm. Rechenscheibe.
Die Grundscheibe entspricht exakt derjenigen der Rechner von Ugrich bzw. Adall, die Eingabescheibe besteht aber aus einer sehr dünnen, gelochten statt gezahnten Blechscheibe - darauf befestigt eine Pappscheibe mit den Zahlenwerten 00 bis 99 (für die Ergebnisanzeige im Schauloch; Abb. 4+5) sowie einer logarithmischen Skala - darauf drehbar eine weitere Scheibe mit logarithm. und trigonometr. Skalen sowie ein Ablesezeiger.
In Abb. 7+8 zu sehen ist das 15-zahnige Zahnrad für die Hunderter-Übertragung bei der Addition (die äußere Scheibe addiert/rechnet bis 1499), das auch für die Anzeige der Stellenzahl bei logarithm. Rechnungen dient (die so genannte 'Charakteristik').
Rudolf Schade ist dem engagierten Schreibmaschinen-Sammler bekannt für seine Schnell-Schreibmaschine aus den 1890ern nach dem Typenstab-System - ähnlich der Schreibkugel von Malling Hansen; ein existierendes Expl. ist allerdings nicht bekannt (Lit.: "Schreibmaschinen" von Friedrich Müller, 1900, S. 119f).